Zum Kartoffelkarren, der auch für andere Gefährte steht:
Die ungenaue Beschreibung des fraglichen Gefährts wird sich ein Kenner des Geschmacks der Achtziger Jahre noch etwa durch einige Züge ergänzen.
[…] nur nahm es mich wunder, wozu er das Gartengeräte gekauft. – ‚Natürlich‘, sagt‘ er, ‚für dein Stückchen an der Wien.‘ – ‚Mein Gott, das haben wir ja aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Schaden tat und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dirs, du hattest nichts dawider.‘ – ‚Was? Und also die Spargeln, die wir dies Frühjahr speisten…‘ – ‚Waren immer vom Markt.‘
[…] um zehn Uhr sah man einen hübschen Reisewagen, mit den Effekten beider Wiener Gäste bepackt, im Schloßhof stehen. Der Graf stand mit Mozart davor, kurz ehe die Pferde herausgeführt wurden, und fragte, wie er ihm gefalle.
„Sehr gut; er scheint äußerst bequem.“
„Wohlan, so machen Sie mir das Vergnügen und behalten Sie ihn zu meinem Andenken.“
„Wie? ist das Ernst?“
„Was wär es sonst?“
„Heiliger Sixtus und Calixtus – Konstanze! du!“ rief er zum Fenster hinauf, wo sie mit den andern heraussah. „Der Wagen soll mein sein! Du fährst künftig in deinem eigenen Wagen!“[…] Einige Augenblicke später, als sie durchs große Zimmer oben ging, das eben gereinigt und wieder in Ordnung gebracht worden war und dessen vorgezogene, gründamastene Fenstergardinen nur ein sanftes Dämmerlicht zuließen, stand sie wehmütig vor dem Klaviere still. Durchaus war es ihr wie ein Traum, zu denken, wer noch vor wenigen Stunden davorgesessen habe. Lang blickte sie gedankenvoll die Tasten an, die er zuletzt berührt, dann drückte sie leise den Deckel zu und zog den Schlüssel ab, in eifersüchtiger Sorge, daß so bald keine andere Hand wieder öffne. Im Weggehn stellte sie beiläufig einige Liederhefte an ihren Ort zurück; es fiel ein älteres Blatt heraus, die Abschrift eines böhmischen Volksliedchens, das Franziska früher, auch wohl sie selbst, manchmal gesungen. Sie nahm es auf, nicht ohne darüber betreten zu sein. In einer Stimmung wie die ihrige wird der natürlichste Zufall leicht zum Orakel. Wie sie es aber auch verstehen wollte, der Inhalt war derart, daß ihr, indem sie die einfachen Verse wieder durchlas, heiße Tränen entfielen.
Eduard Mörike, Mozart auf der Reise nach Prag